Die Hubertus-Kapelle in Jagdhaus im winterlichen Sonnenaufgang.

Hotel Jagdhaus Wiese

Die Hubertuskapelle am Hotel - Bernd Wiese-Gerlach

Hotel Jagdhaus Wiese 0,00 m²

Die Hubertuskapelle am Hotel - Bernd Wiese-Gerlach

Seit fast acht Jahrzehnten ist die malerische Hubertus-Kapelle direkt gegenüber des Hotels Jagdhaus Wiese ein Ort der Andacht und der inneren Einkehr. Die Geschichte der Kapelle führt zurück in das vergangene Jahrhundert – eine Zeitreise und ein spannendes Kapitel der Familiengeschichte zugleich. Wir schreiben das Jahr 1936. Die bedrohlichen Wolken des Zweiten Weltkrieges ziehen bereits herauf, als Franz Wiese ein Zeichen gegen die zunehmende Gottlosigkeit setzen möchte. Mit unerschütterlichem Glauben und einer tiefen Frömmigkeit wagt er es, mutig gegen den Strom zu schwimmen, und beschließt, eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Hubertus auf seinem Grundstück errichten zu lassen.

Auf einer kleinen Erhebung und für alle von Weitem sichtbar, möchte Franz Wiese einen religiösen Mittelpunkt des Dorfes schaffen. Im April 1936 soll das Bauvorhaben mit der Grundsteinlegung besiegelt werden, doch es kommt anders: Ein gewaltiger Schneesturm schneidet Jagdhaus völlig von der Außenwelt ab und begräbt die Landschaft unter meterhohem Schnee. Einen Schneesturm mit solcher Intensität hatten selbst die Älteren in Jagdhaus zu dieser Jahreszeit noch nicht erlebt. Doch schon eine Woche später kann die Grundsteinlegung an geplanter Stelle stattfinden. In der eingemauerten Urkunde steht unter anderem geschrieben:

Zu Ehren des Hl. Hubertus soll die Kapelle für die jetzt lebende Generation und für alle kommenden Generationen eine Stätte der Besinnung, eine Stätte der Gnade und des Friedens werden.

Nach dem Entwurf des Architekten Josef Franke aus Gelsenkirchen wird der Bau des neuen Gotteshauses schließlich in die Tat umgesetzt. Viele Bürger aus Jagdhaus, Fleckenberg und den umliegenden Dörfern beteiligen sich mit Hand- und Spanndiensten, die Maurerarbeiten übernimmt das Bauunternehmen Anton Köster. Eine wertvolle Pieta aus dem 14. Jahrhundert, die Glocke und der erste Messkelch werden von Familien der Umgebung gestiftet; ebenso ein geschnitzter Kreuzweg und die Tabernakeltür, beides Kunstwerke von Prof. Schneider-Manzell, der zu jener Zeit häufig im Nachbarort verkehrt. Auch zahlreiche treue Jagdhausgäste tragen durch Geldspenden zum Gelingen des großen Werkes bei. In kunstvoller Feinarbeit webt Franz Wieses Tochter Gertrud Gerlach einen Wandteppich, der hinter dem Altar seinen Platz findet.

Am 19. August 1936 ist es so weit: Die Hubertus-Kapelle wird von Prof. Dr. Gustav Ermecke in einem festlichen Levitenamt eingeweiht. Es ist für alle Anwesenden ein denkwürdiger Moment, als Pfarrer Josef Grimme aus Fleckenberg zum ersten Mal im neuen Gotteshaus den sakramentalen Segen erteilt. Noch viele feierliche Sonntagsgottesdienste sollen in den nächsten Jahren folgen – oft auch zelebriert von Geistlichen, die unter den Gästen von Jagdhaus Wiese weilen. Für seine Verdienste um den Bau der Kapelle erhält Franz Wiese an seinem 70. Geburtstag das Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“ von Papst Pius XII.

Eine Sachspende der Familie Wegener, die bereits seit 1950 ein Ferienhaus in Jagdhaus besitzt, sorgte 2014 dafür, dass der Innenraum der Kapelle nach 78 Jahren einer Neugestaltung unterzogen wurde. Dabei galt es, die beiden gespendeten Kunstwerke, ein wertvolles Kruzifix aus Lindenholz aus der Zeit um 1530 aus der Werkstatt von Hans Leinberger, Landshut, sowie eine geschnitzte Madonna mit Kind, ebenfalls aus Lindenholz, hergestellt Ende des 15. Jahrhunderts, würdig in der schlicht gehaltenen Kapelle zu präsentieren. Gleichzeitig sollte für die bisherige Ausstattung ein neuer, geeigneter Platz gefunden werden. Mit Hilfe fachkundiger Beratung der Restaurationswerkstatt Hubert Peez aus Marsberg entschied sich der Kapellenverein Jagdhaus e.V. für einen modern gestalteten Hintergrund und ein Edelstahlkreuz für das Kruzifix. Der wertvolle Corpus tritt hierdurch in den Mittelpunkt und hebt sich vom Kreuz deutlich ab. Ein Bildstock vor der Kapelle, dient als neuer Standort für die Madonnenfigur, die bisher die Kapelle schmückte. Ein schöner Platz für Gläubige, um innezuhalten oder eine Kerze anzuzünden. In neuem Glanz erinnert die Hubertus-Kapelle heute wie damals daran, was Menschen wie Franz Wiese auch in schwierigen Zeiten den Weg weist und was ihnen Gottvertrauen, Mut und Kraft gibt.

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